Wenn man es genau nimmt, begann die Reise von edudea bereits vor 6 Jahren. Irgendwann im Jahr 2018 startete ich das IT-Café im Mitmachladen Südwest des badischen Landesverbands für innere Mission (BLV) in Karlsruhe.
Meine Frau war bereits im Mitmachladen mit einer Nähgruppe aktiv und kam nach einem Gespräch mit Monika Scheytt vom BLV auf mich zu:

Es gibt hier im Quartier viele Leute, die um Hilfe bitten beim Umgang mit Computern, Smartphones und Tablets. Du als Informatiker könntest doch ……“

Nach ein bisschen hin und her entstand dann die Idee vom „IT Café“. Und ja, ich habe mich am Anfang auch dagegen gewehrt, was sollte ich dort mit den Leuten tun? Ihnen das „gelöschte Internet“ zurück auf ihr Telefon zaubern? Hört sich nicht so verlockend an.
Also sah das „Konzept“ folgenden Ablauf vor:
Peter geht in den Mitmachladen, hat dort eine Stunde den Raum und ……… das wars.
Da ich überhaupt nicht wusste was auf mich zukommt, welche Fragen und Probleme mich erwarten, hab ich mich dort hingesetzt und mal geschaut was passiert.
Und nun gibt es seit 6 Jahren das IT Café in der Südweststadt und aus der Idee und den Erfahrungen ist unser Verein edudea entstanden.

In den ersten Terminen habe ich für die Teilnehmer deren Probleme gelöst. Klingelton wieder einstellen, WhatsApp wieder „hergezaubert“, Wecker ausgemachen, das „gelöschte Internet“ wieder hergestellt. Das hat natürlich nur dazu geführt, dass ich der Problemlöser war, aber niemand selbst mal versucht hat die Probleme anzugehen.

„Gehste zum Peter, der macht das dann“.

Das machte für mich wenig Sinn. Eigentlich will ich ja den Leuten etwas beibringen, sie befähigen sich selbst zu helfen.

Ich versuchte dann die Teilnehmer*innen selbst die Schritte ausführen zu lassen. Das hat zwar ein wenig geholfen, aber oftmals wurden die Schritte minotiös dokumentiert und dann einfach jedes mal der entsprechende Zettel herausgeholt, wenn das Problem wieder auftrat. Valides Vorgehen, aber irgendwie auch nicht das was man will.

Ein Effekt hat mich dann aber stutzig gemacht. Teilweise hat ein und dieselbe Person zwei Fragen gestellt die aus meiner (IT) Perspektive auf dasselbe hinausliefen.
Ich schloss daraus, dass das zugrunde liegende Konzept, die Technik, die Problematik, das Schema oder wie man es auch immer nennen mag, nicht verstanden wurde.

Meine Idee: Wenn ich den Leuten irgendwie erklären kann wie die Geräte „ticken“ und was da im Hintergrund passiert, dann sollten sie in der Lage sein das Wissen anzuwenden und bei einem Problem sich selbst zu helfen.
In diesem Kontext bin ich dann über die „mentalen Modelle“ gestolpert und wusste, dass es genau das ist was fehlt. Ein MENTALES MODELL dieser „Computerdinger“.

Jetzt erscheint es mir ganz logisch. Wenn man sich anschaut in welchem Zeitraum sich Computer von raumfüllenden Maschinen, die über umständliche kryptische Befehle bedient werden mussten, sich hin zu einem Gerät entwickelt haben, die in die Hosentasche passen, die mit Sprache, Gesten und Wischen gesteuert werden könne, ist es nur logisch, dass die Menschen die dahinterliegenden Abläufe und Prozesse nicht verstehen.
Die Spanne beträgt übrigens zirka 80 Jahre*, dabei muss man bedenken, dass die ersten Computer von hoch spezialisierten Ingeneuren*innen mit viel know how bedient und entwickelt wurden. Das bedeutet aber auch, dass die Entwicklung für den Nutzer eines PCs viel viel schneller vonstatten ging. Die Spanne von dem Moment in dem man das erste mal an einem Computer arbeitete bis zum Smartphone, ist für die meisten Menschen wesentlich kürzer. Für die priviligierteren sind es vielleicht 10 – 20 Jahre. Für viele weniger und nicht wenige haben außer Smartphone und Tablet noch nie einen „Rechner“ bedient. Das bedeutet auch, von einem offenen System bei dem man noch die Chance hatte sich ein mentales Modell durch ausprobieren anzueignen hin zu einem geschlossenen System das nur noch über eine Glasscheibe bedient wird und auch nur noch so bedient werden kann wie der Hersteller das vorsieht in sehr kurzer Zeit.
Es kommt hinzu, dass durch die gut gemeinte Vereinfachung der Oberflächen und das abschotten der Systeme praktisch nichts mehr über die dahinterliegenden Abläufe gelernt werden kann. Zudem wollen die Hersteller keine „IT Versteher“ ausbilden sondern Konsumenten generieren.

Also wie bekommen wir es hin, Verständnis zu schaffen und mentale Modelle zu vermitteln? In welchen Bereichen können uns mentale Modelle helfen? Was ist ein mentales Modell eigentlich genau?

Das beantworte ich euch in weiteren Beiträgen in den nächsten Monaten.

 

* Ich persönlich halte die Zuse Z3 aus dem Jahr 1941 für den ersten Computer der Welt. Darüber lässt sich aber streiten. Die Z3 war nicht Turing-Vollständig und nach dem heutigen Verständnis ist sie dann kein Computer. ABER wenn wir Turing-Vollständigkeit fordern ist der erste Computer der ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer) aus den USA. Dieser wurde 1942 entwickelt , ein Jahr hin oder her ist für meine Aussage irrelevant. 

IT-Rettungsring 🆕

Heinz hilft bei technischen Schwierigkeiten oder Problemen mit deiner Software.

Fühl dich nicht allein!

Bild von Heinz