Die Version 3 von ChatGPT erschien im letzten Jahr und hat seit dem für Aufsehen gesorgt. Künstliche Intelligenz, kurz KI, fällt in diesem Zusammenhang des Öfteren als Begriff. Meist wird nicht genauer erklärt, was eigentlich dahinter steckt und wie ChatGPT und andere dieser Produkte eigentlich funktionieren. Damit du besser einschätzen kannst, was mit ChatGPT möglich ist und welche Grenzen das Chat-Werkzeug hat, erklären wir die Funktionsweise mit einem einfachen Vergleich.

In unserem vorherigen Interview zu ChatGPT haben wir bereits grob Chancen und Risiken diskutiert. Seit der Veröffentlichung hat sich einiges getan. Aus unserer Sicht ist ChatGPT nicht nur ein Hype-Thema, das in den nächsten Monaten wieder verschwindet. Die Möglichkeiten, die sich mit solchen Chat-Werkzeugen für eine große Zahl an Menschen eröffnen, sind groß und es beeinflusst bereits viele Personen in ihren Berufen. Auch wir bei edudea setzen die Werkzeuge zur Generierung und Verbesserung von Texten ein. Ausnahmsweise schreibe ich heute aber alles selbst. 😉

Wie funktioniert ChatGPT?

Zurück zum Thema. Dein Smartphone hat doch bestimmt eine Autokorrektur bzw. Textvervollständigung, wenn du Texte eingibst. Ich habe schon oft von Leuten gehört, die sich über unsinnige Korrekturen ihrer Eingabe geärgert oder lustig gemacht haben. Kurz nicht aufgepasst und ein verwirrender Satz ist verschickt: „Kochsalz so: Pizza ist Pasta?“, obwohl lediglich das Abendessen geplant werden sollte: „Möchtest du Pizza oder Pasta?“.

Bei guten Bildschirmtastaturen werden zudem Vorschläge für die nächsten Wörter angeboten, so dass gar nicht erst getippt werden muss. Du gibst „Ich liebe“ ein und oben auf der Tastatur erscheinen Vorschläge, wie „dich“, „Erdbeerkuchen“ oder „Mama“. Die Wörter an deinem Smartphone unterscheiden sich vermutlich stark von denen bei mir. Die Vorschläge sind angepasst an die Texte, die du zuvor eingegeben hast. Chattest du oft mit Freunden über deine Liebe zu Erdbeerkuchen, wird eben dies vorgeschlagen – das Smartphone hält es für am wahrscheinlichsten, dass du wieder „Ich liebe Erdbeerkuchen“ eingeben willst.

Aus diesen Vorschlägen wurde auch ein Spiel in sozialen Medien: Eine Person gibt einen Text vor, beispielsweise „Katzen sind“, andere Personen geben diesen Text am Smartphone ein und benutzen danach die Textvervollständigung, vervollständigen damit den Satz und veröffentlichen ihr Ergebnis. Im Video wird es exemplarisch gezeigt

ChatGPT, die etwas schlauere Textvervollständigung

ChatGPT funktioniert recht ähnlich wie die Textvervollständigung in diesem Spiel. Der größte Unterschied ist, dass ChatGPT unmengen Texte aus verschiedensten Quellen „gelernt“ hat. Mit gelernt ist gemeint, dass es ein Sprachmodell mit Hilfe der vielen Texte aufgebaut hat. In diesem Sprachmodell ist gespeichert, wie häufig ein Wort in Verbindung mit anderen Wörtern erscheint.

Pferd und Pony tauchen beispielsweise häufig gemeinsam in Texten auf. Für die Wörter Sattel, Steigbügel und Reiterin wird das auch zutreffen. Das zeigt beispielsweise der Wikipedia-Artikel zu Hauspferden, den ChatGPT garantiert kennt. Wikipedia, Wissenswebseiten, Blogs, digitalisierte Bücher aller Art, … – es ist nicht klar, welche Quellen genutzt wurden; es waren aber extrem viele und das auch in unterschiedlichsten Sprachen. Den Zusammenhang zwischen den erlernten Texten und der Wortvorhersage zeigt folgendes Schaubild:

Was ist damit möglich?

ChatGPT ist also primär eine ziemlich gute Textvervollständigung, die ziemlich viele Texte kennt. Das heißt auch, dass künstliche Intelligenz etwas hoch gegriffen ist. ChatGPT hat beispielsweise auch das Pippi-Langstrumpf-Lied gelernt; darin heißt es „3 x 3 macht 6″ oder „2 x 3 macht 4“. Da lässt sich leicht erahnen, wie gut ChatGPT rechnen kann. Wenn du ChatGPT nach dem Ergebnis von 3 x 3 fragst, wird 6 für ChatGPT nicht sehr unwahrscheinlich sein.

Mit Fakten hat ChatGPT Probleme, da auch im Internet genug Webseiten mit Falschinformationen oder fragwürdigen Informationen zu finden sind. ChatGPT versteht diese Informationen eben nicht, sondern berechnet lediglich wie wahrscheinlich Wörter in einer gewissen Reihenfolge auftreten.

Zudem werden Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung gleicht mit gelernt. Diese kommen zweifelsohne in Blog-Beiträgen, bei Wikipedia etc. vor und sind Teil der eingelernten Texte. Zu bedenken ist auch, dass es viel mehr westliche Texte und Bücher gibt; auch das sorgt für eine Voreingenommenheit von ChatGPT. Diese Probleme solltest du beim Chatten beachten.

Was ChatGPT ziemlich gut kann? Texte zusammenfassen, Geschichten, Wissenstexte oder E-Mails schreiben, Texte übersetzen, in Themen einführen etc. Die Liste ist lang und es gibt viele Artikel dazu im Internet. Die grundlegende Funktionsweise von ChatGPT hast du jetzt verstanden, da sollten dir viele gute Ideen kommen.

Abschließende Kritik

ChatGPT und ähnliche Chatbots bringen viele Chancen mit sich. Allerdings muss dringend geklärt werden, wie mit den zahlreichen Autor*innen der eingelernten Texte umgegangen wird. Ohne sie wäre ChatGPT nicht möglich. Auch die angesprochenen Vorurteile im Sprachmodell sind ein großes Problem, wenn Texte unbedacht verwendet werden. Aber nicht nur die Vorurteile der Ausgangstexte sind ein Problem, OpenAI und Microsoft verfolgen mit ChatGPT eigene Interessen – somit können sie die Antworten für eigene Zwecke nutzen (und dies ist auch schon geschehen). Der Datenschutz ist ein weiteres Problem; du solltest keine persönlichen Informationen oder Geheimnisse mit dem Chatbot teilen – wer weiß, wer die Informationen einsehen kann.

Meiner Meinung nach haben Chatbots wie ChatGPT großes Potential als Werkzeug die Effizienz in verschiedenen Berufen zu steigern und es lohnt sich, sich damit frühzeitig auseinander zu setzen. Mit den Informationen aus diesem Artikel solltest du gut gewappnet sein, um den Einsatz von ChatGPT für verschiedene Probleme einschätzen zu können. Hast du Lust bekommen es auszuprobieren?

Referenzen

ChatGPT: https://chat.openai.com
Hauspferd bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hauspferd
edudea-Folien zu ChatGPT: https://edudea.de/wp-content/uploads/2023/06/wissenshappen_chatgpt-23-06-26.html

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